Gebärdensprachkonferenzen in Südkorea:
Bericht einer Stipendiatin

»Die Konferenzen waren
für mich eine tolle Möglichkeit, […] von dem internationalen Netzwerk tauber Menschen zu profitieren.«

Inna Shparber

Stipendiatin | Soziale Arbeit (Master), Alice Salomon Hochschule Berlin

In Südkorea fanden im Sommer 2023 zwei internationale Gebärdensprachkonferenzen statt: von der World Association of Sign Language Interpreters (WASLI) und der World Federation of the Deaf (WFD). Stipendiatin Inna Shparber war als Volunteer dabei und hielt zudem einen Vortrag über die Zusammenarbeit tauber Geflüchteter und Sozialarbeiter. Dieses Thema hat sie auch für ihre Bachelorarbeit gewählt. Sie ist selbst taub und gibt uns einen Einblick in das internationale Netzwerk tauber Menschen.


Vom 29.06. bis zum 18.07.2023 bin ich nach Südkorea zu zwei verschiedenen Konferenzen gereist. Der Ort bzw. die Insel heißt Jeju Island. Anfangs habe ich mich allerdings ein paar Tage in Seoul aufgehalten, um mich an das Klima und die Zeitumstellung zu gewöhnen. In Seoul habe ich mir die Stadt angesehen und Sehenswürdigkeiten besucht. Besonders war für mich, dass in Seoul das sechst höchste Gebäude der Welt steht. Außerdem habe ich die demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea besucht und mir dort die Ausstellungen angesehen. Das war wirklich sehr spannend und auch emotional bewegend, so etwas in der Realität zu sehen. Nachdem ich einige Tage in Seoul verbracht hatte, bin ich nach Jeju Island geflogen, um dort für zwei Konferenzwochen zu bleiben. 

1. Woche: Konferenz der WASLI
(World Association of Sign Language Interpreters; Weltverband der Gebärdensprachdolmetscher)

Die WASLI Konferenz richtet sich an Gebärdensprachdolmetschende, hörend und taub, auf internationaler Ebene. Ich habe als Helferin bzw. als Volunteer teilgenommen. Im Rahmen der Konferenz finden unter anderem Vorträge und Workshops statt, die sich beispielsweise mit der Frage beschäftigen, wie die Zusammenarbeit zwischen tauben und hörenden Dolmetschenden verbessert werden kann. Außerdem gab es eine Person, die als hörende Gebärdensprachdolmetscherin tätig ist und über die Dolmetschsituation in Afrika berichtet hat. Für mich war das besonders spannend, da ich selber für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge dolmetsche.

2. Woche: Konferenz der WFD
(World Federation of the Deaf; Weltverband der Gehörlosen)

Während meiner zweiten Woche auf Jeju Island fand die WFD Konferenz statt, zu der viele taube Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen zusammengekommen sind. Bevor diese jedoch offiziell startete, kamen Delegierte aus den Mitgliedsstaaten zusammen, um über bestimmte Themen und Satzungen zu diskutieren. Ein besonderes Highlight war die Entscheidung der Generalversammlung der WFD für eine offizielle Flagge der Deaf Community. Diese soll das Bewusstsein für die Kultur und Sprache der Gehörlosengemeinschaft stärken und dient als Identitätssymbol für Gehörlose weltweit. Insgesamt waren 101 verschiedene Nationen bei der Konferenz der WFD dabei. Nach der Eröffnungsveranstaltung startete das Programm mit diversen Vorträgen zu Themen aus der Deaf Community. Es ging beispielsweise um Naturkatastrophen (in Indonesien, Kalifornien) und den Umgang mit diesen in Zusammenhang mit tauben Menschen. Zwei taube Vortragende, die aus der Ukraine stammen, haben über die Situation und Erfahrungen tauber Menschen aus der Kriegssituation berichtet.Zwei andere taube Personen erzählten aus ihrem beruflichen Alltag in der US-Botschaft. Eine Person berichtete über den Prozess der Gründung der bis dato ersten Gehörlosenschule auf einer Insel der Philippinen im Jahr 2018. Es gab zudem einen Austausch zu verschiedenen Erfahrungen von Betroffenen, die an Krebs erkrankt sind. Und auch ich durfte einen Vortrag zu meinem Bachelorarbeitsthema halten. Im Rahmen dieser Abschlussarbeit beschäftige ich mich mit der Frage, welchen Einfluss sprachliche Unterschiede zwischen Sozialarbeitern und gehörlosen Flüchtlingen auf die Sozialarbeit haben und wie Sozialarbeiter dieses Problem angehen. Dazu analysiere ich Interviews. Die Konferenzen waren für mich eine tolle Möglichkeit, neue Erfahrungen über andere Länder zu sammeln, die meinen eigenen Horizont erweitert haben, neue Kontakte zu knüpfen und von dem internationalen Netzwerk tauber Menschen zu profitieren.

Seit der Generalversammlung der World Federation of the Deaf (WFD) im Juli 2023 in Südkorea hat die Deaf Community eine offizielle Flagge. Die drei Farben, aus denen die Flagge besteht, stehen für Menschlichkeit (dunkelblau), Gebärdensprache (türkis) sowie Erleuchtung und Hoffnung (gelb). Quelle: https://www.taubenschlag.de/2023/07/der-flaggenentwurf-von-arnaud-balard-ist-jetzt-die-offizielle-taube-flagge/

 

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