Anti-Diskriminierungs-Workshop:
Wie wir in Deutschland mit Rassismus umgehen können
Im März haben sich Stipendiaten der Dr. Arthur Pfungst-Stiftung und der Peter Fuld Stiftung mit den Themen Rassismus und Diskriminierung näher auseinandergesetzt. Ein großer Dank geht an die ehemalige Stipendiatin Marion Fros und Celine Mwaura (ehem. Stipendiatin der Peter Fuld Stiftung), die die Veranstaltung mitgestaltet haben. Stipendiat Christian Graf berichtet vom Workshoptag. Zudem haben wir mit Referentin Josefine Apraku gesprochen.
Erfahrungsbericht
von Christian Graf
Als Stipendiat der Dr. Arthur Pfungst-Stiftung bietet sich ein regelmäßiges Angebot an Seminaren und Workshops, die sich z.B. auf gesellschaftsrelevante Themen beziehen und Motivation, Wissen und Engagement fördern. So auch am ersten Märzwochenende. Hier fand der Anti-Diskriminierungs-Workshop in den Stiftungsräumen statt. Für mich als Stipendiat, der erst seit kurzem in der Stiftung ist, war es der erste Workshop, an dem ich teilnahm. Dementsprechend war ich gespannt auf den Inhalt des folgenden Tages. Am Morgen des Veranstaltungstages trafen sich die Teilnehmenden. Da die Veranstaltung gemeinsam mit der Peter Fuld Stiftung stattfand, traf man hier auch neue Gesichter. Wir lernten uns kennen und tauschten uns über aktuelle Themen aus. Zeitnah begann dann auch der erste Teil des Workshops mit Celine Mwaura (Alumna der Peter Fuld Stiftung) und Marion Fros (Alumna der Dr. Arthur Pfungst-Stiftung). Wir begannen mit einer Vorstellungsrunde und teilten unsere Erfahrungen und Einstellungen zum Thema Rassismus. Es zeigten sich verschiedenste Berührungspunkte der Stipendiatinnen und Stipendiaten mit Rassismus. Einige zeigten sich direkt betroffen, andere wiederum, zu denen auch ich zähle, waren bisher nicht von diskriminierenden Anfeindungen berührt. Für alle Beteiligten war das Lernen und der Umgang mit Rassismus die Hauptmotivation für die Teilnahem an diesem Seminar. Die Referentinnen begannen mit einer geschichtlichen Einordnung des Themas und die Entwicklung über die Jahrhunderte. Hier gab es bereits interessante Fakten, die ich bisher nicht in den geschichtlichen Bezug zu Rassismus gebracht hatte. Es folgte eine interaktive Arbeit, bei der wir uns, unserer persönlichen Position folgend, zu mehreren Aussagen eingruppieren mussten und so unsere Zustimmung oder Ablehnung deutlich machen sollten. Hier zeigten sich teilweise große Unterschiede, was vor allem durch die verschiedenen Erfahrungen mit Rassismus zustande kam.
Nach dem schon sehr interessanten und strukturierten Vormittag ging es für alle Teilnehmer dann zum Essen. Hier konnten wir uns nochmal über das Gelernte austauschen, aber auch die anderen Stipendiaten näher kennenlernen. Der Nachmittagsteil wurde von Josephine Apraku, Afrikawissenschaftlerin, geleitet. Sie setzte in ihrem Vortrag stark auf interaktive Mitarbeit, um das Verständnis zu vertiefen und die Teilnehmenden aktiv miteinzubeziehen. In einer Übung ging es um die Einordnung verschiedener Formen von Rassismus. Hier zeigte sich sehr schnell die Betroffenheit vieler Stipendiaten, die durch anschauliche Beispiele ihre Erlebnisse verdeutlichten. Wir ordneten uns in verschiedene wissenschaftlich erforschten Kategorien in Bezug auf Rassismus selbst ein. So zeigte sich beispielsweise, dass man im Alltag unbewusst verschiedenen Gruppen von Menschen in einer nicht angemessenen diskriminierenden Art und Weise begegnet bzw. der Bedeutung der eigenen Aussage zu wenig Aufmerksamkeit schenkt – vor allem in einer Zeit, in der es auch auf politischer Ebene wieder zu Ausländerfeindlichkeiten kommt.
Abschließend kann ich behaupten, dass dieser Anti-Diskriminierungs- Workshop eine sehr interessante Erfahrung für mich und alle anderen Teilnehmenden war, die uns dazu veranlasste, unsere Vorurteile zu hinterfragen und uns für eine bessere Welt einzusetzen. Die interaktiven Aufgaben, die lebhaften Diskussionen und die inspirierenden Vorträge haben unseren Horizont erweitert und dabei geholfen, eine tiefere Verbindung zum Thema Rassismus herzustellen. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten verließen den Workshop mit dem Gefühl der Entschlossenheit und Hoffnung, dass wir gemeinsam einen positiven Wandel bewirken können.
INTERVIEW
Josephine, du hast Afrikawissenschaften studiert und bist Antiraissmus-Trainerin und Autorin. Was war dir besonders wichtig, den Stipendiatinnen und Stipendiaten im Workshop mit auf dem Weg zu geben?
Ich glaube, dass es vielen Menschen im Zusammenhang mit Rassismuskritik leichter fällt, andere auf Fehler in ihrem Verhalten hinzuweisen (Anm. d. Red.: Rassismuskritik ist eine Perspektive, Haltung und Praxis, die sich gegen Rassismus richtet.). Wichtiger erscheint mir aber, dass wir bei uns bleiben und unser eigenes Verhalten konsequent reflektieren. Wir haben es selbst in der Hand, unser eigenes Verhalten zu ändern – ich halte es für sinnvoll, dass wir hier unsere Energie einsetzen. Das beziehe ich nicht nur auf weiße Menschen. Auch Menschen, die Rassismus erfahren, haben Möglichkeiten, dagegen vorzugehen, auf sich zu achten und sich zu vernetzen.
Warum ist rassismuskritische Bildungsarbeit in Deutschland und in der heutigen Zeit besonders wichtig?
Ich glaube nicht, dass rassismuskritische Bildung heute wichtiger ist denn je (Anm. d. Red.: Rassismuskritische Bildung befasst sich nicht nur mit Rassismus, der sich in zwischenmenschlicher Interaktion äußert, sondern auch mit Rassismus auf institutioneller und struktureller Ebene der Gesellschaft.). Sie wird langfristig wichtig sein, für alle, die sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen. Aber die Gegenwart ist sicherlich ein guter Ausgangspunkt.
Was motiviert dich in deiner Arbeit insbesondere mit jungen Menschen?
Ich begleite gerne Menschen in ihren Reflexions- und Erkenntnisprozessen. Denn rassismuskritische Bildung verlangt von uns, die Welt und uns selbst aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Verschiedene Perspektiven einnehmen zu können, scheint mir ein grundlegend wichtiges Werkzeug im Leben zu sein.
»Wir haben es selbst in der Hand, unser eigenes Verhalten zu ändern.«
Vielen Dank für das Interview!