Stipendiaten-Stammtisch: „Klimamedizin“

In das Thema der Klimamedizin führte uns Stipendiatin und Medizinstudentin Paula Lindenborn beim Stipendiaten-Stammtisch im September ein. Zentrale Aspekte ihres Vortrags hat sie nachfolgend nochmal zusammengefasst.


Bericht

von Paula Lindenborn

Der Klimawandel ist nicht mehr nur ein Begriff für Meteorologen, sondern betrifft uns alle und prägt unser Leben hier auf der Erde. Inwieweit, lässt sich nur schätzen, klar ist aber, dass wir auch jetzt schon mit den Folgen des Klimawandels umgehen müssen: schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel, Hitzewellen, Naturkatastrophen, übersäuernde Ozeane, Luftverschmutzungen, Dürreperioden. Und das alles bleibt auch für unseren Körper nicht folgenlos, sodass sich die Frage stellt: Welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf unsere Gesundheit?

Ich möchte mich hier auf zwei der oben aufgeführten Bereiche beschränken und beginne mit den Auswirkungen von Hitzewellen. Für uns Mitteleuropäer ist es erstmal vielleicht schwierig nachzuvollziehen. Wir freuen uns auf schöne Sommertage, es ist mal ein bisschen zu heiß, aber wirklich gesundheitsgefährdend fühlt es sich nicht an. Trotzdem sind im Jahr 2023 allein in Deutschland schätzungsweise ca. 6.300 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben, in Europa insgesamt 48.000 Menschen. Wenn man diese Zahlen mit denen anderer Erkrankungen vergleicht, starben im gleichen Jahr ca. 6.700 Menschen in Deutschland an Leukämie. Doch wodurch wird Hitze so gefährlich? Unser Körper arbeitet am besten bei ca. 37°C. Leichte Abweichungen kann er zwar tolerieren, je größer sie werden, umso schwieriger wird es aber. Unsere körpereigene Thermoregulation nutzt hierfür verschiedene Methoden, u.a. wird Wärme an kältere Gegenstände abgegeben (Konduktion), unsere Hautgefäße erweitern sich, damit das warme Blut sich an der kälteren Hautoberfläche abkühlen kann (Konvektion) oder – und das ist die wohl bekannteste Methode – wir schwitzen und geben Wärme über Wasserdampf ab (Evaporation). Alles, außer das Schwitzen, funktioniert allerdings nur solange der Körper wärmer ist als die Umgebungstemperatur. Ist dies nicht mehr der Fall, kann die Wärme also nur noch über Verdunstung abgegeben werden. Dabei kommt es zu einem Flüssigkeitsverlust und es besteht die Gefahr einer Dehydrierung, wenn keine oder nicht genug Flüssigkeit zugegeben wird. Ab einer Körperkerntemperatur von 40,5°C überhitzt unser Körper jedoch so stark, dass jegliche körpereigenen Regulierungsversuche versagen. Wenn dann nicht über externe Maßnahmen versucht wird, den Körper zu kühlen, kommt es rasch zu neurologischen Ausfällen wie Schwindel oder Bewusstlosigkeit, einer Überbelastung des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zu einem Multiorganversagen. Man spricht von einem sogenannten Hitzschlag, der – wenn nicht rechtzeitig behandelt – tödlich enden kann. Besonders betroffen hiervon sind vor allem ältere Menschen, Kinder und Menschen mit Vorerkrankungen, die es zu schützen gilt.

Neben dem Temperaturanstieg zeigen auch andere „Klimasünden“ ihre Folgen auf die menschliche Gesundheit. Durch Abriebs- und Verbrennungsprozesse, insbesondere durch Verkehr und Industrie, entstehen kleinste Partikel, die mit dem bloßen Auge zwar nicht sichtbar sind, aber wesentliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Diese Partikel werden unter dem Begriff Feinstaub zusammengefasst und werden je nach Größe in verschiedene Kategorien unterteilt. Eine dieser Untergruppen ist das PM2,5 (PM für „Particulate Matter“ (Feinstaub) und 2,5 für die Partikelgröße (Durchmesser) in Mikrometern), welches sich aufgrund seiner guten Evidenz hervorragend eignet, um die Folgen auf unsere Gesundheit genauer zu erläutern. Die Reise des PM2,5 beginnt mit der Atemluft. Wir atmen es ein, es durchströmt unsere Atemwege und es kann – je nach Größe – bis tief in die Lungenbläschen reichen. Wenn dann die körpereigene Abwehr diese Partikel nicht entsorgen kann, können bereits hier verschiedene Krankheiten ihren Ursprung nehmen. Dazu zählen Asthma bronchiale, Entzündungen innerhalb der Lunge sowie Lungenkrebs. Von hier ausgehend können diese Partikel nun ins Blutsystem gelangen und von dort ihre Reise in unserem Körper fortsetzen. Hierbei passieren sie verschiedene Organe und können je nach Lokalisation weitere Krankheiten verursachen. Die mit Feinstaub assoziierten Erkrankungen betreffen das Herz-Kreislaufsystem (z.B. Bluthochdruck) den Stoffwechsel (z.B. Diabetes mellitus Typ 2) oder das Nervensystem (z.B. Demenz). Es gibt aber eine gute Nachricht. Grundsätzlich zeigen die Zahlen, dass die Feinstaubbelastung in Deutschland abnimmt (von 12,6 µg/m³ (2018) auf 9,8 µg/m³ (2023) im 3-Jahresmittel). Hierbei ist die Belastung in der Stadt höher als in ländlichen Gebieten, doch liegen wir überall unter dem europäischen Richtwert von 25 µg/m³. Und auch global betrachtet liegen wir im unterem Drittel der PM2,5-Belastung (2023). Zur gänzlichen Bewertung sollte man allerdings auch die Empfehlungen der WHO mit einbeziehen. Diese sagen aus, dass bereits kleinste Aussetzungen von Feinstaub negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben können, sodass die WHO einen Richtwert von 5 µg/m³ festgelegt hat. Zwischen dem europäischen Wert und dem Wert der WHO liegt also eine unübersehbare Diskrepanz. Orientiert an diesem strengeren Richtwert ist über 99% der Weltbevölkerung zu viel Feinstaub ausgesetzt. Angesichts der gesundheitlichen Folgen, ist dies eine gravierende Zahl.

Insgesamt ist dies nur ein kleiner Einblick, wie sich der menschengemachte Klimawandel auf uns und unser Leben auswirkt. Dennoch zeigt er gut auf, wie wichtig es ist, den menschlichen Einfluss zu minimieren, um nicht nur unsere Natur und unser Zuhause zu retten, sondern schlussendlich auch uns selbst.

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